Polonnaruwa: Sri Lankas antike Ruinenstadt

❂ Naturidyll zwischen Ruinenfeldern ❂ Mit seinen von üppiger Vegetation umwachsenen und den noch gut erhaltenen Ruinen, Stupas, Tempeln und Buddha-Statuen, erinnert der archäologische Park von Polonnaruwa an Szenen aus dem Film “Jäger des verlorenen Schatzes”.

Polonnaruwa war nach Anuradhapura die zweite Hauptstadt Sri Lankas und über drei Jahrhunderte das Zentrum der singhalesischen Herrschaft. Nicht zuletzt Dank eines raffinierten Bewässerungssystems, das auch in der Trockenzeit Reisanbau ermöglichte.

Nachdem Polonnaruwa im 12. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte, wurde die Stadt jedoch aufgrund einer Vielzahl von Invasionen im 13. Jahrhundert aufgegeben und der Dschungel eroberte diesen Ort. Erst als die Briten im 19. Jahrhundert mit Ausgrabungen begannen, wurde die einstige Hauptstadt wieder frei gelegt. Seither zählt die “Ancient City” von Polonnaruwa zu den beliebtesten Touristenattraktionen Sri Lankas. Auch für mich!

1982 wurde Polonnaruwa zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Ich kann das gut nachvollziehen, denn die antike Königsstadt ist ohne Zweifel einer der schönsten archäologischen Parks Sri Lankas – nicht nur für  Geschichtsliebhaber.

Mein Tipp: Um den Komplex so sinnvoll wie möglich zu erkunden, sollte man zuerst alle Gebäude innerhalb der Stadtmauer begehen. Zu der “Altstadt” gehören vor allem die Anlagen rund um den Königspalast sowie die Heiligtümer des “Heiligen Vierecks”.


Alter Königspalast


Polonnaruwa, Königspalast, Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Die erste Gruppe von Ruinen, die wir in der antiken Stadt besichtigten, sind die des Königspalastes. Der “Royal Palace” von Polonnaruwa war einst die prächtige Residenz von König Parakramabahu dem Großen (1153-1186).

Polonnaruwa, Königspalast, Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Der Palast, auch Vijayotpaya genannt, wurde Ende des 12. Jahrhunderts erbaut, war 7 Stockwerke hoch und soll über 1000 Räume gehabt haben. Vergleichbar ist hier das historisch bedeutende 7-stöckige Equitable Life Building in New York, das 1870 erbaut wurde und als erstes Hochhaus im Westen gilt.

Die ursprüngliche Größe und Erhabenheit des aus Backsteinen erbauten Gebäudes in Polonnaruwa spiegelt sich in seinem Namen wider. Ursprünglich wurde die Königsunterkunft nämlich als “Palast des Gottes Sakra” bezeichnet. Interessant zu wissen: Damals wurde der Status des Königs mit dem eines Gottes gleichgesetzt.

Polonnaruwa - Königspalast, Sri Lanka, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Es gibt Hinweise darauf, dass der Palast möglicherweise durch ein Feuer zerstört wurde. Übrig geblieben sind nur die massiven Ziegelsteinfundamente und ein kleiner Teil der Vorderwand.


Königliche Audienzhalle


In unmittelbarer Nähe des “Royal Palace” liegt das ehemalige Rathaus mit der Königlichen Audienzhalle. Sie wurde sowohl von König Parakramabahu als auch von seinem Nachfolger König Nissanga Malla (1187 – 1197) genutzt.

Das Gebäude besteht aus einem mehrstufigen Fundament aus massiven Fels. Die noch vorhandenen 48 Steinsäulen haben wahrscheinlich ein hölzernes Dach gehalten, was jedoch längst nicht mehr existiert.

 Polonnaruwa - Audienzhalle, Ruinenstadt Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Wie man aus Geschichtsbüchern erfährt, war der Thron einst ein massiver, in Stein gemeißelter Löwe, an dessen unterem Rand “Throne of the King“ in der Landessprache eingeritzt war.

Doch war der “König der Löwen” offensichtlich nicht allein, denn eine ganze Heerschar von anderen Tieren war in seiner Begleitung.  Die gut erhaltenen, besonders aufwändig geschnitzten Reliefdarstellungen von Elefanten und anderen Reittieren aus der hinduistischen Mythologie sowie Gnome und drachenähnliche Bestien sind wahrlich beeindruckend, wie man hier an den Seiten der erhöhten Grundstruktur unschwer erkennen kann.

Polonnaruwa - Audienzhalle, Ruinenstadt Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Besonders gut gefiel uns der mit wunderschönen Balustraden flankierte Treppenaufgang, der zu der Plattform mit den steinernen Säulen führt. Sie sind in vier Reihen gegliedert und hier kann man ein paar unvergessliche Fotos für seinen Instagram-Post schießen. Auf jeden Fall ist diese Attraktion eine der beliebtesten Motive in der antiken Parkanlage von Polonnaruwa.

Am Fuße sowie auf der Mittelebene der Treppe ist auch der fein ziselierte Mondstein erwähnenswert, der in eine halbrunde Steinplatte geschnitzt wurde. Mehr über die Bedeutung des heiligen Steins lesen Sie im Bericht Anuradhapura. 

Polonnaruwa - Audienzhalle, Ruinenstadt Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann


Prinzenbad “Kumara Pokuna”


Gegenüber des Königspalastes befindet sich das Prinzenbad, bei den Einheimischen bekannt als “Kumara Pokuna”. Das Wort “Kumara” heißt Prinz und “Pokuna” heißt Teich auf Singhalesisch. In der Tat ist das Becken eigentlich eher ein größerer Teich als ein Schwimmbecken – eingerahmt mit mehrstufigen Steinplatten, auf denen man sitzen und eine Weile verschnaufen kann.

Über eine Treppe gelangt man in das unterste Bad, das damals von einem unterirdischen Röhrensystem mit Frischwasser versorgt wurde.

Polonnaruwa - Prinzenbad, Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

An den Pool-Seiten befinden sich noch einige Überreste der ehemaligen Umkleidekabinen. Ich kann mir sehr lebhaft das damalige Treiben in dem royalen Swimmingpool vorstellen!


Heiliges Viereck “Dalada Maluwa”


Im nördlichen Bereich der einst ummauerten Königsstadt liegt das “Sacred Quadrangle”, übersät mit zahllosen Steinsäulen.

Es handelt sich hier um ein gigantisch großes quadratisches Grundstück innerhalb der archäologischen Stätte von Polonnaruwa. Das “Heilige Viereck” umfasst eine Ansammlung religiöser Strukturen, die von verschiedenen Herrschern von Polonnaruwa errichtet wurden.

Von einer erhöhten Terrasse kann man die Überreste der wichtigsten buddhistischen Heiligtümer sehen.

Polonnaruwa - "Atadage", Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Zu den 4 besonders bedeutsamen Bauwerken gehört eine siebenstufige Pyramide, der “Atadage”, der “Hatadage” sowie der “Vatadage”. Auf diese Sehenswürdigkeiten werde ich gleich noch konkret eingehen.

Merken Sie sich grundsätzlich: Wenn Sie Polonnaruwa besuchen, sollten Sie sich auf jeden Fall hierher begeben, denn dieser Platz ist quasi der Mittelpunkt der mittelalterlichen Hauptstadt. 


“Vatadage”: Steinerner Rundtempel


Wir beginnen unseren Spaziergang am majestätischen “Vatadage”.

Polonnaruwa - "Vatadage", Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Hierbei handelt es sich um ein einzigartiges Merkmal der alten Sri Lanka Architektur. Eine solche Rundstruktur wurde damals zum Schutz von Stupas gebaut, in denen ein wichtiges Relikt verwahrt war.

Es wird angenommen, dass der Schrein während der Herrschaft von König Parakramabahu I. gebaut wurde, um entweder die Reliquie des Buddha-Zahns aufzubewahren oder eine vom Buddha verwendete Almosenschale zu halten. Diese beiden verehrten Reliquien hätten dem Bauwerk damals eine große Bedeutung und Wichtigkeit verliehen.

Polonnaruwa, "Vatadage", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Doch offensichtlich hatten die Bauherren letztendlich andere Pläne. 

Das überaus heilige Residuum wurde kurzfristig in den Atadage verlegt und anschließend in den Hatadage. Von diesen beiden Schreinen berichte ich gleich im Anschluss. Heute wird der Zahn Buddhas unter strengster Bewachung in Kandy aufbewahrt – auch eine der sechs UNESCO Weltkulturerbestätten in der Zentralregion Sri Lankas.

Kommen wir zu den Details des “Vatadage”: Das prächtige Bauwerk verfügt über zwei Plattformen, die mit kunstvollen Steinschnitzereien verziert sind.

Polonnaruwa - Vatadage, Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Die untere Ebene hat nur einen Eingang. Ursprünglich waren noch wesentlich mehr Steinsäulen drumherum gruppiert, die vermutlich ein Holzdach stützen. Wie die meisten Gebäude in Polonnaruwa hatte auch diese ungewöhnliche Rundstruktur eine solide Überdachung.

Die obere zweite Ebene, die von einer hohen Ziegelmauer umgeben ist, ist durch vier Tore zugänglich. Vier menschengroße Buddha-Statuen thronen auf Steinsockeln im Innenhof und sind jeweils einem der Eingänge zugewandt. Diese sollen die vier Himmelsrichtungen symbolisieren.

Polonnaruwa - "Vatadage", Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Von großer Bedeutung sind die Steinmetzarbeiten in und rund um diesen Vatadage.  Schon am unteren Portal war uns die Perfektion auf der edlen Mondstein-Platte aufgefallen, die unterhalb des ersten Treppenaufgangs platziert ist.

Sehen Sie mal hier. Die Liebe zum Detail ist schon äußerst bemerkenswert. Wie schade, dass heute, in der “modernen Welt”, nirgendwo mehr eine solch’ meisterhafte Handwerkskunst existiert. Für reine Dekorationszwecke wäre eine solche Arbeit zweifellos zu aufwendig und vor allem unbezahlbar.

Polonnaruwa - "Vatadage", Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Mehrere Jahrhunderte lang lag der Rundtempel verlassen da, bis schließlich die Ausgrabungsarbeiten im Jahre 1903 begannen.

Seither zählt dieser Vatadage zu den absoluten Highlights des Geschichtsparks, und er gilt sogar als das am besten erhaltene Beispiel eines solchen Baustils im ganzen Land.


Atadage – Haus der Zahnreliquie


Direkt gegenüber des Rundtempels befinden sich die beiden wichtigsten Reliquien-Monumente des historischen Parks: der Atadage Schrein und der Hatadage Schrein. Von beiden sind nur noch die Grundpfeiler zu sehen.

Beginnen wir mit dem ersten Heiligtum. Der Zugang zum Atadage Dalada Maligaya erfolgt über die noch teilweise erhaltene Granittreppe. Ich mag diesen Platz sehr. Ehrfürchtig schlendere ich durch den imposanten Torbogen und laufe direkt auf den stehenden Buddha zu.

Wer spirituell veranlagt ist, der spürt den besonderen Zauber dieses Ortes sofort. Wichtig zu wissen: wie überall auf dem Gelände müssen Besucher ihre Kopfbedeckung und Schuhe ausziehen.

Parkwächter achten darauf, dass man sich an die Vorschriften hält.

Deshalb mein Tipp: unbedingt Socken mitnehmen, wenn man sich die Fußsohlen nicht auf dem heißen Stein verbrennen möchte. Denn über Mittag wird’s echt heiß! Auch wichtig zu wissen: Sie dürfen keine Fotos schießen, wenn Sie mit dem Rücken zum Buddha stehen!

Das Wort “Ata” in “Atadage” bedeutet 8.

Das von König Vijayabahu I. (1070-1110) errichtete Bauwerk beherbergte ursprünglich acht Reliquien. Wie bereits zuvor erwähnt, gehörte auch die berühmten Zahnreliquie von Buddha zu dieser heiligen Kollektion. Sie wurde im zweiten Stock des ursprünglich auf 54 Steinsäulen errichteten Gebäudes aufbewahrt.


Hatadage – Haus der 60 Reliquien


Obwohl die sich die Begriffe “Atadage” und “Hatadage” sehr ähneln, so unterscheiden sich die beiden Bauwerke doch fundamental in ihrer Struktur, wie man hier gut sehen kann.

Polonnaruwa - Vatadage, Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

König Nissanka Malla (1187-1196), der das Land rund 80 Jahre nach König Vijayabahu I. regierte, gab große Summen für Renovierungsarbeiten und zahlreiche neue Bauprojekte aus. Dazu gehörte auch der Reliquienschrein namens “Hatadage”.

Das ursprünglich zweistöckige Gebäude wurde aus Stein, Ziegeln und Holz gebaut. Ein Teil der Ziegel- und Steinmauern sind bis heute erhalten. Drei aus Granitfelsen gehauene Buddha-Statuen befinden sich in einer Kammer des Schreins.

Wie es heißt, wurden hier über 60 Reliquien aufbewahrt – unter anderem auch der Zahn von Lord Buddha, der nach seiner ursprünglichen Verwahrung im Atadage hierher gebracht wurde.


Stufenpyramide “Satmahal Prasada” 


Der Satmahal Prasada ist eine höchst interessante siebenstufige Pyramide, die im 12. Jahrhundert komplett aus Ziegelstein errichtet wurde.

Der Baukörper besteht aus einem ganz einfachen Stufendesign, ist aber für Historiker zutiefst verblüffend. Denn auf Sri Lanka ist nichts Vergleichbares zu sehen und auch alte Chroniken erwähnen die Pyramide nicht. Deshalb sind sich Archäologen über ihren Ursprung nicht im Klaren.

Polonnaruwa - Stufenpyramide, Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Angesichts dieser Pyramide werde ich spontan an den biblischen Turmbau von Babel erinnert. Sie sieht ein wenig aus wie ein babylonische Zikkurat, doch ähnelt diese Konstruktion auch nepalesischen Pagoden oder den Prasats, die ich in Kambodscha gesehen habe.

Das 7-stufige Gebilde hat einen quadratischen Grundriss und ist durch eine seitliche Treppe bis etwa zur Mitte begehbar. Möglicherweise, so jedenfalls die Vermutung, wurde das Gebäude von laotischen Mönchen errichtet. Einige Überreste deuten darauf hin.


Nissankalata Mandapa


Wer von der Pyramide nach links in Richtung Rundtempel schaut, sieht einen kleinen Säulenpark. Der ehemalige Pavillon geht auf die “barocke Periode” in der singhalesischen Baukunst zurück.

Polonnaruwa, "Nissankalata Mandapa", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Das Gebilde besteht aus acht, in zwei Reihen auf einer Steinplattform angeordneten krummlinigen Säulen mit Kapitellen in Form von Lotusblumen. Deshalb wird es auch “Blumenhalle” genannt.

Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Plattform zum Singen religiöser Gebete bei Gedenkzeremonien für die Toten. Die winzige Dagoba in der Mitte wurde vermutlich dafür verwendet, um eine Reliquie zu beherbergen.  Wie man auf dem Schild unten sehen kann, war die von König Nissanka Malla erbaute Mandapa ein nach allen Seiten offenes Säulengebäude mit einem Dach, das die hier anwesenden Personen vor der Sonne schützte.

Polonnaruwa, "Nissankalata Mandapa", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann


Shiva Devale


Dies ist ein hinduistischer Tempel aus dem 13. Jahrhundert. Er ist dem Gott Shiva gewidmet, der zu einer der wichtigen Gottheiten in der hinduistischen Religion zählt.

Es gibt zwei Tempel dieser Art im historischen Polonnaruwa-Park. Dieser hier heißt “Shiva Devale No 1”. Sie finden ihn im Süden des Vierecks.

Der beeindruckende Steintempel, einer der vielen Shiva- und Vishnu-Tempel auf Sri Lanka, wurde um 1200 n. Chr. im indischen Stil gebaut. Er hat ein gewölbtes Backsteindach, das jedoch teilweise eingestürzt ist.

Es wird berichtet, dass bei Ausgrabungen mehrere gute Bronzen gefunden wurden, die im National Museum in Colombo aufbewahrt werden.


Rankoth Vehera Stupa


Außerhalb der “Ancient City” gibt es noch weitere Attraktionen, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. So zum Beispiel dieser mächtige Stupa.

Polonnaruwa, "Rankoth Vehera Stupa", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Der Rankoth Vehera wurde im 12. Jahrhundert von einer der Königinnen von Parakramabahu initiiert und von König Nissalanka Malla im Stil des Maha Viharaya Stupas von Anuradhapura fertiggestellt.

Auf Singhalesisch bedeutet das Wort “Ran” Gold, “Kotha” ist der Name für die Spitze eines Stupa und “Vehera” bedeutet Tempel. Daher kann der Name Rankoth Vehera durchaus als „Goldspitzen-Tempel“ übersetzt werden.

Polonnaruwa, "Rankot Vihara", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Mit einer Höhe von 55 Metern und einem Durchmesser von 56 Metern ist dies der größte Sakralbau in Polonnaruwa.

Die Perfektion des glockenartigen Turms, die traumhaft verzierten Steinstatuen sowie die begehbaren Buddha-Kammern rund um den “Golden Pinnacle” machen dieses Bauwerk zu einem “Must see” auf dem antiken Ruinen-Gelände. 

Eine Felsinschrift östlich des Stupas beschreibt, wie der an dieser Stelle sitzende König Nissanka Malla die Arbeit an dieser Dagoba beaufsichtigte.


Thuparama Image Haus


Das Thuparama Image House sieht aus wie ein prachtvolles Herrenhaus, eingebettet in eine wunderschöne Parklandschaft.

Die Außenwände sind mit feinsten Reliefs geschmückt und sie sind etwa 2 Meter dick. Daher ist das Innere des Schreins klein im Vergleich zur äußeren Größe des Gebäudes.

Image House, Polonnaruwa Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Das “Image House” ist eines der wenigen Gebäude, bei dem das aus Ziegeln gebaute Dach und das Mauerwerk vollständig erhalten ist – und das nach über 900 Jahren!

Allgemein bekannt ist diese Struktur als “Gedige”, was so viel wie “gewölbtes Dach” bedeutet. In seinem Inneren befand sich einst eine große sitzende Buddha-Statue, allerdings ist diese längst nicht mehr existent.

Polonnaruwa - Thuparama Image House, Ruinenstadt von Sri Lanka, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Es heißt, dass die Augen dieses Buddhas aus Edelsteinen bestanden und die umliegenden Fenster vom Architekten derart gestaltet wurden, dass das Sonnenlicht auf diesen funkelnden Juwelen reflektierte.

Wie nicht anders zu erwarten, wurde die überaus wertvolle Statue jedoch schon vor einigen Jahrhunderten von Plünderern geraubt und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Während meiner Recherchen über die alte singhalesische Architektur stieß ich auf eine Zeichnung, die das “Image House” in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert. Das wollte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten.

Äußerst glamourös sieht es aus, nicht wahr?

Der Originalname dieser gigantischen Villa ist nicht bekannt; daher ist auch ihr Erbauer unbekannt. Man geht aber davon aus, dass dieses Herrenhaus von einem Minister des König Parakramabahu namens Mahinda erbaut wurde, der nach Fertigstellung hier residierte.


Alahana Pirivena


Dieser weitläufiger Komplex, auch als “Kloster der Feuerbestattungen” bekannt, verdankt seinen Namen der Tatsache, dass er von König Parakramabahu I. (1153-1186) auf dem Gelände eines alten Friedhofs gebaut wurde.

Die Klosteranlage, umgeben von einer idyllischen Parklandschaft mit künstlich angelegten Teich-Becken, soll sich ursprünglich über eine Fläche von mehr als achtzig Hektar erstreckt haben.

Polonnaruwa, "Alahana Pirivena", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Für uns ist es eine Wohltat, diesen Ort am Nachmittag zu durchwandern. Auch Sie sollten diese Tageszeit für den Besuch des Alahana Pirivena einplanen. Es ist nicht mehr so heiß wie über die Mittagszeit, und die tiefer stehende Sonne taucht das ganze Gelände in ein weiches, goldenes Licht. 

Möglicherweise diente dieses terrassenförmig angelegte Gebäude als Kremationsstätte verstorbener Herrscher.

Polonnaruwa, "Alahana Pirivena", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Auf der Terrasse stehen noch die Überreste eines großen Backsteingebäudes (Baddhasima Pasada), das wohl als Kapitell-Saal der hier lebenden Mönche diente.

Das Kloster bestand ursprünglich mal aus vielen separaten Einheiten. Es gab mehrere Wohnzellen für die heiligen Männer, und mehrere von ihnen teilten sich wohl auch ein gemeinsames Badehaus und das Refektorium.

Polonnaruwa, "Alahana Pirivena", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann


Lankatilaka Vihara


Dieses gewaltige Statuenhaus wurde seinerzeit als vierstöckiges Herrenhaus mit einer Höhe von 25 Metern errichtet. Allerdings sind heute nur noch drei Stockwerke zu sehen, die das Bauwerk jedoch nicht weniger imposant erscheinen lassen.

Der Lankatilaka Vihara wurde auf einem natürlichen Felsen namens Panhalgala Rock errichtet und ist umgeben von Wald und Wiesen.

Polonnaruwa, "Lankatilaka Vihara", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Das beeindruckende Mauerwerk dieses buddhistischen Klostergebäudes, das auch “Juwel von Lanka” genannt wird, misst heutzutage immerhin noch eine Höhe von beachtlichen 16 Metern. Es gibt einige Hinweise darauf, dass dieses Haus einst von einem Kuppeldach bedeckt worden ist. Mehrere Löcher in den Wänden belegen diese Vermutung.

Die gut erhaltene “Monastery” ist für ihre traditionellen singhalesischen Reliefs und Skulpturen bekannt, die ich vor Ort im Detail studierte. Teile der Figuren sind weggebrochen und überall bröckelt der Putz von den Ziegelmauern. Doch ich bin restlos begeistert von dieser “skulpturalen Architektur”, die – wie ich finde – an Schönheit und mystischer Symbolik nicht zu überbieten ist.

Polonnaruwa, "Lankatilaka Vihara", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Im Innenhof des Schreins, der wegen des fehlenden Dachs zum Himmel hin vollständig geöffnet ist, erleben wir einen “Wow”-Moment. Denn am Ende des Kirchenschiffs erhebt sich der Torso eines 13 Meter hohen Buddha-Giganten, der einen sprachlos macht.

Wer vor der in Stein geschlagenen Figur steht, fühlt sich augenblicklich klein und bedeutungslos. Mit meiner Körpergröße von 1,68 Metern erreiche ich noch nicht mal Buddhas überdimensional große Füße. Doch vielleicht war ja gerade dies die pure Absicht des Erbauers und Bildhauers.

Polonnaruwa, "Lankatilaka Vihara", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Angesichts dieses pastoralen Ambientes wird einem erst so richtig bewusst, wie unbedeutend wir Menschenkinder auf dieser Welt doch sind. Eine Welt, die wiederum nur ein kleiner Punkt im unendlichen und unergründlichen göttlichen Universum ist.

Das Design des Buddhas veranschaulicht die Entwicklung des Denkens im alten Ceylon. Laut Historikern markiert die hier präsentierte Bauweise eine ganz bestimmte Bewegung in der bildhauerischen Kunst. Nämlich weg von der abstrakten Form einer Dagoba und hin zu einem viel persönlicheren Glauben an den Lord Buddha – und zwar in menschlicher Form.


“Kiri Vihara” Stupa


Direkt neben der soeben beschriebenen Klosteranlage befindet sich die mit 24 Metern Höhe zweitgrößte und besterhaltenste Dagoba in Polonnaruwa. Erbaut von Subadra, der Frau von Parakrambahu, ist vor allem ihre noch gut erhaltene weiße Originalfarbe bemerkenswert.

Polonnaruwa, "Kiri Vihara", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Immerhin hat dieses Heiligtum die Überwucherung durch Dschungelgewächs während der letzten 700 Jahre überstanden. Zur Erinnerung: dies war die Zeit zwischen dem Zusammenbruch des Polonnaruwa Königreichs und seiner Wiederentdeckung im 19. Jh. durch die Briten.


Felsenkloster “Gal Vihara”


Der Felsenschrein Gal Vihara liegt unmittelbar an einem malerischen See. Es ist bereits später Nachmittag, als wir dort ankommen. Der Parkplatz liegt etwas abseits, sodass man einige Schritte am Seeufer entlang laufen muss.

Der erhabene “Tempel des Felsens” gehörte zum nördlichen Kloster. Dies ist ein weiteres Gebäude, das von König Parakramabahu I. im 13. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde.

Vier in den Granitfelsen gehauene Buddha-Statuen sind absolute Meisterwerke der mittelalterlichen singhalesischen Steinmetzkunst und gelten zu Recht als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Inselstaat Sri Lanka.

"Gal Vihara Felsenkloster", Polonnaruwa, Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Der sitzende Buddha meditiert im Schneidersitz vor einem interessanten Gebäuderelief. Es ist ein guter Hinweis darauf, wie die mit Kuppeldächern und Säulen ausgestatteten Tempel von Polonnaruwa in der Antike aussahen. In der Felskapelle nebenan sitzt eine weitere Buddha-Statue.

Die 7 Meter hohe stehende Buddhafigur wird in einer meditativen Haltung dargestellt. Die Arme sind verschränkt und die Augen halb geschlossen.  Direkt daneben liegt eine 14 Meter lange Figur. Über Jahrhunderte hinweg inspirierte speziell dieser Buddha singhalesische Künstler im ganzen Land, doch wurde eine solche Perfektion nicht einmal annähernd erreicht.

Polonnaruwa, "Gal Vihara Felsenkloster", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Interessantes Detail: Die Bildhauer arbeiteten mit unterschiedlichen Materialien, sodass durch die dunkleren Schichten im Gestein zahlreiche Linien auf den Körpern entstanden. 

Diese unterschiedlichen Farbschattierungen des Gesteins wirken auf den Betrachter tatsächlich wie Wellen, die die heiligen Steingestalten symbolisch “reinwaschen” und den Statuetten eine lebendige Kontur verleihen.

Polonnaruwa, "Gal Vihara Felsenkloster", Sri Lanka Ruinenstadt, UNESCO, SriLanka-Lifestyle.com by Nathalie Gütermann

Der einzige visuelle Störfaktor für mich sind die modernen Vordächer mit Stangenstruktur, die vor einigen Jahren über dem originalen Felsbildnis errichtet wurden. Wie ich jedoch beim Gespräch mit Einheimischen erfahre, war dies wohl notwendig, um die durch den sauren Monsunregen verursachten Verwitterungseffekte zu verringern.

Ich find’s nicht ganz passend. Eine etwas traditionellere Überdachung hätte ich schöner gefunden. Aber nun ja!

Während unseres Besuchs herrschte eine ganz außergewöhnlich andächtige Atmosphäre. Offenbar wurde in diesem Felsentempel ein religiöses Fest gefeiert, denn zahlreiche Sri-Lanker und buddhistischen Mönche pilgerten an jenem Tag zum Gal Vihara, um der Zeremonie beizuwohnen und Lord Buddha die Ehre zu erweisen.

Für uns war dieser besondere Platz jedenfalls ein echtes Highlight kurz vor Sonnenuntergang.

Nach einem langen und doch recht anstrengenden Tag voller geschichtsträchtigen und mystischen Eindrücken ist dies ein wunderbares Fleckchen Erde, um auf den Felsen rund um den Tempel Platz zu nehmen, die etwas angespannten Muskeln zu entspannen und vollkommen gelöst in die goldene Abendsonne zu blinzeln…

Unser Fazit: Alle UNESCO-Welterbestätten, die wir besucht haben, sind äußerste eindrucksvoll und jeder Standort und Landstrich hat etwas ganz Besonderes zu bieten. Doch Pollonaruwa ist für uns die beeindruckendste antike Königsstadt auf Sri Lanka. Die von wilder Vegetation umwachsenen prächtigen Ruinen von Dagobas, Klöstern und Schreinen – darunter so seltene Bauwerke wie der Rundtempel, Felsentempel oder die 7-stufige Pyramide, machen die ehemals zweite Hauptstadt des singhalesische Reiches zum schönsten archäologischen Park des Inselstaates.


© Text: Nathalie Gütermann. Fotos: Nathalie Gütermann/Jörg Baston

⇒ Weitere interessante UNESCO-Weltkulturerbestätten

Information

Polonnaruwa ist eine alte Stadt, die sich über ein sehr großes Gebiet erstreckt. Die Entfernung zwischen den Tempeln ist groß, daher haben Sie zwei Möglichkeiten, wie Sie die Ruinenfelder am besten erkunden können.

◊ Der schönste und billigste Weg ist ein Spaziergang. Wir haben uns die ausgiebige Wanderung durch den Park gegönnt und waren von Morgens bis Abends unterwegs. Das war traumhaft! Beachten Sie jedoch, dass es mindestens 15 – 30 Minuten dauert, um die verschiedene Komplexe zu erreichen.

◊ Mit dem Fahrrad zu fahren, ist für viele Besucher die beliebteste Option. Am Eingangstor gibt es einen Fahrradverleih.

TICKETS

Die Tickets werden nur im Touristeninformationszentrum und bei der Touristenpolizei von Polonnaruwa verkauft, NICHT am Eingangstor. Beide Stationen befinden sich in unmittelbarer Nähe der A 11-Straßenkreuzung mit der Bezeichnung “Clock Tower Junction”. Vor dort sind es 10 Minuten zu Fuß oder 2 Minuten mit dem Auto zum Haupteingang.

Hinweis des Park-Managements:

Alle Einnahmen aus den Tickets fließen in den Schutz, Erhalt und die Präsentation des historischen Erbes.

KLEIDUNG

Strikte Vorschriften gibt es nicht, da es sich bei den Tempeln um Ruinen handelt. Dennoch: Bedecken Sie aus Respekt vor Buddha die Schultern. Zu kurze Röcke oder Hot Pants sind nicht angebracht. Tragen Sie luftdurchlässige Sommerkleidung und leicht abnehmbare Schuhe, am besten mit Socken. Nochmals zur Erinnerung: Um die einzelnen Attraktionen zu betreten, müssen Sie Ihre Schuhe ausziehen, aber tagsüber wird der Sand oder der Stein unerträglich heiß.  Socken sind da eine gute Option.

Webseite: https://de.wikipedia.org/wiki/Polonnaruwa

Adresse: Polonnaruwa Ancient City
Sudarshanarama Puranagama Rd
Sri Lanka

Lage: Nord-Zentralprovinz von Sri Lanka

Preisniveau: Ca 25 € pro Person

Öffnungszeiten: Täglich von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Share this article on
[simple-social-share]