Edelstein-Evolution: Vom Stollen zum Schmuck
❂ Farbenfrohe, funkelnde Edelsteine ❂ Es gibt kaum etwas Faszinierenderes! Ich hatte das Glück, exklusiv “hinter die Kulissen” der Produktion zu blicken, besuchte die Minen von Ratnapura, eine Edelsteinschleiferei und den besten Juwelier von Sri Lanka. Dort werden die Steine zu schönsten Schmuckstücken verarbeitet, und für jedes Budget ist etwas Tolles dabei. Die Inselnation ist berühmt für ihre Preziosen, vor allem aber haben die blauen Saphire Weltruhm erlangt – spätestens seit europäische Königshäuser ihre Juwelen mit diesen einzigartigen Steinen anfertigen lassen.❂
So bekam zum Beispiel Lady Diana von Prinz Charles einen Ring zur Verlobung geschenkt, in dessen Mitte ein 12-karätiger “Blue Ceylon Saphire” in Ovalform prangte. Später gab Prinz William dieses wertvolle Erbstück an seine Ehefrau Herzogin Kate weiter, das sie bis heute trägt.
Der bekannteste blaue Saphir der Welt, der sogenannte “Stern von Indien” wurde vor 300 Jahren auf Sri Lanka entdeckt. Mit seinen 536 Karat ist er der größte, geschliffene Sternsaphir! Seit 1900 ist er im “American Museum of Natural History” in New York ausgestellt.
Bis heute werden die Schmucksteine tief unter der Erde gefunden: außer Saphire auch Mondsteine, Turmaline, Granaten, Spinelle, Aquamarine, blaue Topase und Quarze. In der Tat eine hochkarätige, bunte Mischung…
Im Singhalesischen wird die Insel “Rathna Deepa” genannt, was übersetzt “Land der Edelsteine” bedeutet. Sie gehört tatsächlich zu den edelsteinreichsten Ländern der Welt; immerhin soll es auf rund einem Viertel der Fläche Sri Lankas diese Naturschätze geben.
Dies liegt vor allem an den perfekten geologischen Bedingungen in “metamorphem Gebirgsgestein”. Tief in der Erdkruste läuft eine Veränderung (“Metamorphose”) in den Felsblöcken ab, offenbar aufgrund von deutlich erhöhten Druck- und Temperaturbedingungen. Mit anderen Worten: ein perfekter Mix aus chemischen Elementen, Gewicht, Tension und Wärme fördert die Gesteins-verändernden Prozesse und das Wachstum von Edelsteinkristallen – vor allem von Saphirkristallen.
Saphir-Vorkommen in Regenbogenfarben
Nur wenige Menschen wissen, dass es die natürlichen Saphire in fast jeder Farbe gibt.
Man spricht auch von “rainbow colors”, denn alle Schattierungen eines Regenbogens sind vertreten: blau, pink, rosa, violett, gelb, orange, grün, türkis und sogar auch weiß.
Interessante Fakten: Chemisch gesehen ist der Saphir ein sogenannter “Korund” – ein relativ häufig vorkommendes Mineral in Südasien, bestehend aus Aluminiumoxid. Sri Lanka lieferte lange Zeit einen Großteil der Weltproduktion. In seiner reinsten Form ist Korund farblos. In der Esoterik gilt er als Heilstein und wird oft als Talisman getragen.
Für die leuchtende Farbgebung sind letztendlich chemische Elemente verantwortlich. So sorgt zum Beispiel Chrom für eine rötliche Kolorierung. Alle roten Korunde werden als Rubine bezeichnet. Der Begriff “Saphir” wird für alle anderen Farben des Korunds verwendet.
Weltberühmt: der blaue Ceylon-Saphir
Spurenelemente von Eisen und Titan sorgen für die diversen Farbschattierungen in Blau. Wegen ihrer Farbenpracht – von Meerblau bis zum tiefen Himmelblau – sind deshalb die blauen Saphire besonders begehrt.
Wie man hört, wurde bereits 480 v. Chr. für speziell diesen Edelstein der Begriff “Sri Lanka Saphir” (auch “Ceylon Saphir”) von den Römern verwendet.
Blaue Saphire sind höchst seltene Naturschätze, deshalb kann ein einzelner Stein pro Karat teurer sein als ein Diamant.
Doch gehören auch zwei weitere interessante Steine zu den Highlights aus Sri Lanka: der sattgelb bis orange schimmernde “Padparadscha” (übersetzt: Lotusblüte) sowie der “Sternsaphir”, bei welchem ein sechsstrahliger Lichtstern auf der meist opaquen, leicht violett schattierten Außenseite zu sehen ist.
Top-Juwelier: “Aida Gems & Jewellery”
Viele wunderbare Schmuckstücke habe ich in Sri Lankas renommiertesten Schmuckladen entdeckt. Die ehemals kleine Werkstatt am Ufer des “Madu Ganga River” im Südwesten der Insel hat sich längst zu einem florierenden Familienunternehmen mit Schmuckwerkstatt, einem Edelsteinmuseum und einem umfangreichen Ausstellungsraum entwickelt.
Der “Aida Flagship Stota. Mittlerweile gibt’s aber auch Filialen in Galle, Kalutara und Colombo. Über seine gut betuchten internationalen Kunden redet man nicht, doch ist allgemein bekannt, dass speziell dieses Unternehmen schon seit Jahrzehnten königliche Häuser in aller Welt beliefert. Wer also gelegentlich eine royale Hochzeit oder ein anderes Adels-Event im Fernsehen verfolgt, sollte bei Interesse mal genauer hinschauen, welcher blaue Saphir den Hals von so manch’ blaublütigen Lady schmückt…
Vom Rohstein zum Schmuckstein
Ein Edelstein in seinem rohen Zustand erscheint dem Uneingeweihten wie ein hübsches Stück Stein oder Kiesel. Nur Fachhändler, wie zum Beispiel “Aida”, kennen das Potenzial eines jeden Stückes. Rund 100 Mitarbeiter sorgen dafür, dass sich die Bodenschätze von Sri Lanka in ihrer vollen Schönheit entfalten und auch entsprechend “geschätzt” werden.
Allein schon die Auswahl an Rohsteinen ist schwierig, denn Transparenz, Farbgebung und Einschlüsse müssen bewertet werden. Abgesehen von Herkunftsland und Farbe sind vor allem die Reinheit, das Karat-Gewicht und der Schliff von höchster Wichtigkeit, damit ein Edelstein am Ende des Produktionsprozesses als besonders wertvoll eingestuft wird.
In den hauseigenen Goldschmiede-Ateliers von “Aida” wird zunächst alles sorgfältig geprüft – übrigens nach höchsten europäischen Qualitätsstandards – und schließlich mit unglaublich technischem Geschick verarbeitet. Jedes einzelne Schmuckstück wird mit höchster Präzision von Hand gefertigt.
Über 4 Dekaden hat sich der Gründer und Geschäftsführer Nissanka Weerasena (Spitzname “Aida”) einen exzellenten Ruf aufgebaut und ist bei nationalen und internationalen Handelsverbänden sowie bei seinen weltweiten Kunden hoch angesehen.
Mittlerweile stammen auch viele kreative Ideen und Entwürfe von seinem Sohn Yohan Waduge.
Seit vielen Jahren schon ist er Nissankas Geschäftspartner und Spezialist für Schmucksteine aller Art. Unlängst entwickelte er eine “junge Linie”, plant in Kürze eine Online-Plattform und ist auch verantwortlich für alle Anfragen, wenn es um Spezialanfertigungen geht.
Sonderanfertigung nach Ihren Wünschen
Neben einer großen Auswahl an Ketten, Ringen, Armreifen und Anhängern mit zeitlos klassischen oder hippen Designs, die man direkt in den Shops vor Ort kaufen kann, können Sie sich also nach Ihren Vorstellungen und speziellen Wünschen auch ein einzigartiges, ganz individuelles Schmuckstück anfertigen lassen.
“Aida Gems & Jewellery” produziert speziell für Sie ein Unikat. Dabei können teure Geschmeide von bekannten Marken durchaus als Vorlage dienen, aber selbstverständlich auch eine von Ihnen entworfene Skizze, die man per Email direkt an Yohan senden kann.
Hier ein Beispiel:
Ein Kundin aus Deutschland wollte als Ergänzung zu ihrem 14-karätigen Goldring, besetzt mit Saphir-, Rubin-, Smaragd- und Diamantfacetten (Bild oben) die exakt passenden Ohrringe anfertigen lassen.
Und zwar im “Aida-Atelier” auf Sri Lanka.
In nur 2 Tagen waren die traumhaften Schmuckstücke fertig und dies auch noch zum erschwinglichen Preis! Sehr zur Freude der Auftraggeberin, versteht sich.
Grundsätzlich gilt: Sie können etwa mit einem Drittel oder gar der Hälfte des Preises rechnen, den ein Goldschmied oder Juwelier in Europa für die gleiche Arbeit verlangen würde.
Ratnapura: Naturschätze aus dem Minenstollen
Woher kommen nun die Edelsteine, und vor allem Sri Lankas seltene Saphire? Wie werden Sie gefunden? Dank meinem guten Kontakt zu “Aida”-Juniorchef Yohan bekam ich Insider-Wissen aus erster Hand. Er arbeitet direkt mit den Minenbesitzern zusammen und entführte mich auf ein abgelegenes Grundstück mitten im Dschungel.
Was ich dort sah, verschlug mir die Sprache…
Wer glaubt, der Edelsteinabbau würde mit hochmoderner Maschinerie vonstatten gehen, der hat sich getäuscht! Sri Lanka hat den Einsatz von Großmaschinen verboten hat, um Menschen im Land Arbeit zu geben. Ausländische Großkonzerne (wie zum Beispiel “De Beers” in der Diamanten-Industrie) gibt’s hier nicht. Vielmehr verpachtet die Regierung die Ländereien ausschließlich an die lokale Bevölkerung.
Der Schacht- und Grubenbergbau findet im Hochland von Sri Lanka statt, vor allem in den Wald- und Sumpfgebieten rund um Ratnapura.
Ich bekam exklusive Einblicke in einen kleinen Betrieb in der Nähe des Pelmadulla Village, nicht weit vom Kirindi Ella Wasserfall entfernt.
Doch wie mir mein “Pfadfinder” und Insider Yohan verrät, unterhalten manche Minenbetreiber bis zu 50 Edelsteinminen mit rund 400 – 500 Mitarbeitern.
Durch den Abbau von Farbedelsteinen im Rahmen des traditionellen Kleinstbergbaus können Einheimische ihr Einkommen sichern und grobe Umweltschäden sind somit vermeidbar. Im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern spielt Umweltschutz auf Sri Lanka eine große Rolle und die Auflagen bei der Lizenzvergabe sind sehr streng. So müssen beispielsweise die Einstiegslöcher nach dem Abbau wieder zugeschüttet und die Bodenfläche rekultiviert werden.
Insofern kann man getrost von einer nachhaltigen Form der Edelsteingewinnung sprechen.
Kondition und Kraft im Schacht
Edelsteine werden in Minen ausgehoben, wo in althergebrachter Weise Schächte und Stollen mit Hilfe von Holzstämmen angelegt werden. Die Gewinnung erfolgt mit bloßen Händen – eine unfassbar aufwendige, zeitraubende Tätigkeit.
Um die kostbaren kleinen Gesteinsprodukte in der Größe von Kieseln überhaupt zu finden, vor allem aber die seltenen Ceylon-Saphire, sind gute Kondition und Muskelkraft unabdingbar. Zunächst müssen sich die Männer bis weit unter die Erde abseilen. Aufzüge oder anderes elektrisches Gerät gibt’s hierfür nicht. Meist müssen schwere Wasserpumpen mitgeschleppt werden, um unterirdische Rinnsale abzupumpen und die Felstunnel mehr oder weniger trocken zu legen.
Die Minenstollen bestehen aus mehreren quadratischen Schächten, die bis zu 25 Meter tief sind. Manche liegen sogar bis zu 50 Meter unter der Erdoberfläche. Ich konnte es mir nicht verkneifen, einmal mit Hilfe der Bergarbeiter “abzutauchen”…
… einfach um nachvollziehen zu können, was diese Menschen tagtäglich für einen geringen Lohn leisten müssen und was “Land unter” im wahrsten Sinne des Wortes bedeutet!
Ich muss zugeben, ich bin nicht weit gekommen! Auf halber Strecke verlies mich der Mut, aber meine Bewunderung für die hier tätigen Singhalesen wuchs beträchtlich. Denn unten angekommen, müssen die über dem harten Gestein abgelagerten Lehmschichten von Hand abgetragen werden. Das kann Wochen dauern, deshalb sind absolute Geduld und Ausdauer gefragt.
Spätestens um 16:00 Uhr ist “Schicht im Schacht”. Dies liegt nicht nur an der schweren körperlichen Arbeit, die die Männer von morgens um 9:oo Uhr bis zum späten Nachmittag verrichten müssen. Vielmehr wird es in tropischen Ländern früh dunkel und eine qualitative Selektion der wertvollen Steine ist dann nicht mehr möglich.
“Letzter Schliff”: Veredelung der Edelsteine
Ein ebenfalls strenges Gesetz der Regierung stellt sicher, dass alle Edelsteine, die auf Sri Lanka gefunden werden, ausschließlich im Land selber geschliffen werden dürfen.
Im ersten Schritt werden die aussortierten Rohsteine an ein Atelier geliefert, wo sie zu Schmuckzwecken verarbeitet werden.
Die “GA Gems & Lapidary” ist ein Spezialist für das Brennen von Edelsteinen und Präzisionsschleiferei.
Der Prozess des Schleifens und Polierens ist höchst faszinierend für mich. Die meisten Schmucksteine werden “behandelt”, um unter anderem die Brillianz der Farbe herauszuarbeiten. Dabei darf nicht zuviel Karat verloren gehen, deshalb werden nur erfahrene Schleifer eingesetzt.
Insbesondere das Facettieren der “Ceylon-Saphire” erfordert höchste Präzision und Handwerkskunst.
Schließlich bestimmt erst die Weiterverarbeitung in Laboren und Werkstätten den eigentlichen Wert des Edelsteins, der anschließend an Juweliere wie zum Beispiel “Aida Gems & Jewellery” geliefert wird.
Edelsteine als Wertanlage
Übrigens sind unbehandelte Naturedelsteine mehr und mehr für Investor Max Borowski bezeichnet die Schmucksteine gar als “Anti-Bitcoins aus der Natur” (5.4.2021).
Offenbar erfahren diese Bodenschätze gerade in schweren Zeiten ein Revival. “In der Corona-Krise steigt die Nachfrage nach Edelsteinen”, heißt es im ntv-Bericht. Und: sie gelten als “älteste Wertanlage der Menschheit”, was zumindest mir – als Neuling auf diesem Gebiet – bislang unbekannt war.
Naturedelsteine seien als Inflationsschutz und Stabilitätsanker vor allem zur Diversifikation im Portfolio geeignet, lautet die Aussage eines renommierten Edelsteinhändlers aus Wien. Was die Attraktivität von Edelsteinen ausmacht: Transport und Lagerung sind leicht, da es sich um einen Sachwert handelt. Sie sind unempfindlich gegen Hitze oder Feuchtigkeit und bedürfen keinerlei Pflege. Und: “Kein Edelmetall oder anderer Gegenstand hat eine vergleichbar hohe Wertkonzentration in so geringer Masse.”
Mein Fazit: Seit ich den gesamten Wertschöpfungsprozess auf Sri Lanka kennenlernen durfte, bin ich ein erklärter Fan von Edelsteinen geworden. Ich denke, ich werde wohl zur Sammlerin von diesen prächtigen Natursteinen und habe den ersten Schritt hierfür bereits getan. Noch vor meiner Abreise habe ich mir bei meinem Lieblingsjuwelier in Bentota ein paar kleine Ohrstecker aus Weißgold anfertigen lassen – natürlich mit einem blauen Saphir als Mittelstück.
Doch im Safe lagern werde ich diese schönen Preziosen sicherlich nicht. Vielmehr werde ich sie selber tragen – als Erinnerung an meine Traumreise nach Sri Lanka. Und als Wertanlage, versteht sich…!