Quality Magazine 2017

Bangkok – Mitten drin und ganz entspannt

Ankommen – eintauchen: wie lernt man eine Millionenstadt ganz persönlich kennen? Die wirklich schönen Orte sind oft im Verborgenen. In dieser Hinsicht hat die “Stadt der Engel” Einiges zu bieten.

Von Nathalie Gütermann

 

 

Wer das erste Mal nach Thailand reist, bekommt möglicherweise einen heftigen Kulturschock. Oder aber man verliebt sich auf den ersten Blick in das Königreich der goldenen Tempel, prächtigen Paläste, schwimmenden Märkte und ultramodernen Skyscrapers – so wie ich.

Vor einem Jahrzehnt kam ich aus beruflichen Gründen nach Thailand.

Meine Reisen als TV-Produzentin und Moderatorin führten mich unter anderem nach Koh Samui, Phuket und natürlich in die Hauptstadt Bangkok. Wie so viele Unwissende hatte auch ich Vorurteile und ein bestimmtes Bild im Kopf: ein drückend heißer Beton-Dschungel voller Chaos, Lärm, Smog, Markenimitaten und einem zweifelhaften Sex-Appeal.

Doch wer die schillernde Megacity und Wirtschaftsmetropole am Chao Phraya River noch nie besucht hat, sollte nicht vorschnell urteilen. Denn wo Schatten ist, da ist auch Licht. Die „Erleuchtung“ beginnt bereits am Flughafen. Fremde Gesichter strahlen den Neuankömmling an, und sofort spürt man: Hier, im Land des Lächelns, ist man willkommen. Ein Gefühl von Wärme, Herzlichkeit und Gastfreundschaft macht sich breit, was man in Europa leider oft vermisst.

Es geht nicht darum, ob eine Stadt oberflächlich gesehen schön ist oder kulturell anspruchsvoll. Es geht darum, was eine Stadt ihren Besuchern oder Bewohnern schenkt. Bangkok schenkt mir „Wohlbefinden“: gesunde, thailändische Küche, liebenswerte Menschen, bodenständigen Lifestyle, spürbare Spiritualität, erholsame Wellnesstempel, buddhistische „Wats“ – und nicht zuletzt eine himmlische Leichtigkeit des Seins.

All das trägt dazu bei, dass Körper, Geist und Seele im Einklang sind!


Welch eine Stadt…


Bangkok ist exotischer als Hongkong, raffinierter als Paris, toleranter als New York, freundlicher als Saigon und undurchsichtiger als Moskau! Eben einfach mystisch …! Der größte Vorteil dabei ist zweifellos das unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis. Nirgendwo auf der Welt kann man zu einem so günstigen Preis erstklassig wohnen und leben.

Ein kurzer Stop-over oder nur „one night in Bangkok“ wäre also viel zu schade. Längst ist veraltet, was wir über Generationen überliefert bekamen. Zwar gibt es sie noch, die Tuk-Tuks, das Verkehrschaos, die Klongs und die Straßenverkäufer mit ihren Garküchen. Zum Glück!

Doch nur wenige wissen, dass aus dem ehemals ärmlich anmutenden Aschenputtel eine hinreißende Beauty und perfekte Gastgeberin geworden ist, die stets mit einem charmanten Lächeln ihren Charme versprüht. In den letzten fünf Jahren hat sich der urbane Raum extrem gewandelt und hält heute gerade für den qualitätsbewussten Reisenden alles bereit hält, was sein kultiviertes, anspruchsvolles Herz begehrt: Top-Restaurants, Top-Hotels, Top-Shops, Top-Service und Top-Exkursionen. Einige davon möchte ich Ihnen vorstellen.

Dabei geht es nicht nur um Luxus, sondern auch um überraschend schöne, authentische Entdeckungen abseits der Touristenpfade. Wo verbringt man seine knapp bemessene Zeit am sinnvollsten, wo wohnt man besonders stilvoll und wo isst man günstig und gut?

Als „Bangkok-Insider“ verrate ich Ihnen hier einige „In-Plätze“, aber auch die Klassiker, die Bangkok zu dem machen, was „Krung Thep“ – die Stadt der Engel – heute ist: eine der kontrastreichsten und faszinierendsten Weltmetropolen …


“Bangkok Classics”


Auch wenn er von Touristen überlaufen ist, so ist der Besuch des Königspalastes immer noch ein absolutes Muss in jedem Sightseeing-Programm. Die rund 100 Gebäude umfassende Anlage wurde 1782 erbaut und ermöglicht in nur wenigen Stunden einen Crash-Kurs in der Geschichte, Architektur und Religion des Landes. Besonders beeindruckend: der Tempel des Smaragdbuddha „Wat Phra Kaew“, und nur wenige Straßen weiter der „Wat Po“ aus dem 16. Jahrhundert, mit seinem riesigen, auf der Seite liegenden 40 Meter langen goldenen Buddha. In diesem Tempel befindet sich auch die weltbekannte Massageschule für traditionelle medizinische Thaimassage, die von Mönchen gelehrt wird.

Schräg gegenüber des „Royal Grand Palace“ befindet sich am anderen Flussufer der Tempel der Morgenröte „Wat Arun“ mit seinen turmähnlichen „Phrangs“, die nach den Vorbildern im alten Khmer-Reich gebaut wurden. Paradoxerweise ist er jedoch im Abendrot besonders prächtig, wenn er im Glanz von tausend Lichtern erstrahlt und aussieht wie ein goldener Palast aus einer anderen Welt. Besonderheit: Der gesamte Komplex ist mit einem Mosaik aus bunten Porzellanscherben, Muscheln und Glasstückchen überzogen – insgesamt mit etwa einer Million Teilchen, die sich zu Blumenmustern zusammenfügen. Das National Museum befindet sich ebenfalls in der Nähe des Grand Palace. Wie langweilig? Nur wenige Urlauber wissen, dass dort immer mittwochs und donnerstags um 9.30 Uhr kostenfreie Führungen in Deutsch von Deutschen angeboten werden.

„Ich habe schon oft von unseren Gästen gehört, dass sie durch unsere detaillierten Erklärungen die interessantesten Dinge entdeckt haben, die sie ohne unsere Führung sonst nicht bemerkt hätten“, erklärt Alexandra Ries, eine der freiwilligen „Museumshelfer“.


Vermächtnis des Seidenkönigs


Ein historisch höchst bedeutendes Wohnhaus aus wertvollem Teakholz ist das Jim Thompson House. Viel wurde über den amerikanischen Selfmademan und Thailands „silk king“ James H. W. Thompson geschrieben. Über sein schillerndes Leben, sein erfolgreiches Seidenimperium und sein höchst mysteriöses Verschwinden in den Cameron Highlands im März 1967. Nie wieder ist er aufgetaucht; nie wurde das J.T.-Rätsel gelöst. Doch sein Haus steht noch da, wie es immer war. Heute ist es ein Museum unter königlicher Schirmherrschaft .

Ich gehöre zu den Liebhabern der typisch thailändischen Architektur. Dabei haben es mir die klassischen Holzhäuser aus „goldenem Teak” – eben wie das Jim Thompson House – besonders angetan. Diese sind oftmals auf Stelzen, im sogenannten Ayutthaya- oder Lanna-Stil erbaut: mit hohen spitzen Dachaufsätzen, Wandvertäfelungen, Terrassen und Brückchen. Doch wo findet man diese Raritäten im täglichen Leben? Ich musste lange suchen und wurde erst hinter unscheinbaren Toren fündig. Gerade diese Geheimtipps sind es, die ich Kunden und Gästen aus Europa während meiner Privatführungen verrate … und hiermit exklusiv auch den Lesern des Quality Magazins.


Restaurant-Tipps für Feinschmecker


Dem Charme der alten Welt erliegt man auch im RUEN URAI, (zu Deutsch „Haus aus Gold“). Seit über 100 Jahren steht dieses kleine Holzhaus inmitten einer blühenden Gartenanlage im Herzen von Silom. Der Sage nach lebte hier ein angesehener Arzt, der in seinem Teakhaus eine eigene Praxis und gleichzeitig eine Apotheke für Kräutermedizin betrieb. Heute ist in den Innenräumen nach aufwendigen Renovierungsarbeiten ein schickes Gourmetrestaurant mit Wohnzimmer-Ambiente untergebracht. Abgerundet wird das kulinarische Erlebnis durch die Schönheit der hier ausgestellten Antiquitäten und Erbstücke, die sich seit Generationen in der Familie des Besitzers Thomas Vitayakul befinden.

Auch der Eingang des Restaurants FACE ist fast zu übersehen und nur Insidern bekannt. Lediglich ein paar kleine gelbe Fahnen mit einem GesichtsSymbol weisen darauf hin, dass es hinter hohen Mauern etwas Besonderes zu entdecken gibt. Das „Face“-Restaurant in der Sukhumvit Soi 38 ist ein thailändischer Traum – authentisch Thai ist es allerdings nicht. Doch das ist Nebensache! Der Nachbau von mehreren antiken Teakholzhäusern wurde detailgetreu umgesetzt, und der Service in den Spezialitätenrestaurants „Lan Na Thai” (Thai) und „Hazara” (Indisch) ist formvollendet.

Aller guten Dinge sind drei, und dazu gehört auch das NAHM im trendigen Metropolitan Hotel in Sathorn – Bangkoks Top-Adresse für gesundheitsbewusste Individualisten. Hier kredenzt Michelin-Starkoch David Thompson seinen Gästen thailändische Delikatessen auf 5-Sterne-Niveau. Meine Favoriten: roher Thunfisch & Meeresalgensalat, Königsmakrele an junger Kokosnuss mit vegetarischen Reisröllchen, eine Garnelen-MangoKombination auf Betelnussblättern und Hummersalat mit frischen Pfirsichstücken und Wasserkresse.

Lieber etwas moderner – also kreativ und innovativ? Dann ist GAGGAN eine echte „Dining-Experience“ . Das mehrfach ausgezeichnete Lokal des Inders Gaggan Anand (u.a. regelmäßig die Nummer 1 in “Asiens Top 50 Restaurants”) kreiert kleine Meisterwerke und serviert sie schon mal  dampfend in flüssigem Stickstoff. Die Küche ist Anands Forschungslabor, und wer es sich richtig gut gehen lassen möchte, probiert das 10-Gänge-Testmenu ab 1600 Baht (ca. 40 Euro).


Skybars: Dem Himmel nah!


„Vergessen Sie New York, Paris oder Rom: Keine andere Stadt hat sich in den vergangenen Jahren einen derart legendären Ruf für traumhafte Skybars erworben wie Bangkok“, schreibt das deutsche Thailand-Portal Thaizeit.de. Jeder kennt mittlerweile SIROCCO im State Tower, denn hier ist alles gigantisch: die Kuppel, die Freitreppe, die Jazzband, die Aussicht. Die Preise allerdings auch.

Ähnlich gestaltet wie das Sirocco ist das OCTAVE” im Marriott in Thonglor, denn auch hier befindet sich auf der Spitze eine runde Glasbar, die alle 55 Minuten die Farbe wechselt. Die Dachterrassen verteilen sich über 3 Etagen, so dass man genügend Sitzgelegenheit hat – und einen Traumblick von allen Seiten.

Insider gehen ins ABOVE ELEVEN, das sich loftartig über den Dächern von Bangkok in der Sukhumvit Soi 11 erhebt – mein Lieblingsplatz in der City. Intim und romantisch ist das SPEAKSEASY im “Muse Hotel”. Hier wird kosmopolitischer Schick perfekt mit dem goldenen Zeitalter des Reisens verquickt. Inspiriert wurden die Macher von König Rama V., der als Freund Europas und Reformer Thailands in die Geschichte einging.


Und da gibt’s so viel mehr zu erzählen…


…von Fahrradtouren in Bangkoks Urwald, nur 30 Minuten von der Stadt entfernt. Von Dinner-Cruises auf historischen Reis-Dschunken entlang des Chao Phraya-Flusses. Von Ausflügen zu schwimmenden Märkten und Zuckerrohrplantagen im Dschungel oder zu den Werkstätten des Bangsai Art & Craft Centres, wo unter der Schirmherrschaft von Königin Sirikit uralte, traditionelle Handwerkskunst wie Korbflechten, Holzschnitzerei, Maskenproduktion oder Brokatweberei am Leben erhalten wird.

Sicher ist: Bangkok ist eine widersprüchliche Schönheit.

Trotz ihrer rasend schnellen Entwicklung hat sie sich ihre authentische Identität bewahrt, und genau dieser Kontrastreichtum macht aus ihr ein Faszinosum. Der Wechsel von Tradition & Moderne, Eleganz & Trend, Chaos & Ruhe, Kunst & Kitsch, Wolkenkratzer & Urwald; Luxushotels & Holzhütten, Edelrestaurants & Garküchen, Rooftop-Bars & Plastikstuhl-Lokale, Mega-Shops & Thai-Märkte; Glamour & Bescheidenheit …

… Thailand ist zweifellos das perfekte Land, sich von der asiatischen Lebensart und -weise inspirieren zu lassen.

Man lernt, seine Sinne zu schärfen, sich in Toleranz gegenüber anderen Ländern und Sitten zu üben, festgefahrene Gewohnheiten zu überdenken und alternative Lebensformen auszuprobieren.

Ich jedenfalls trage, seit ich in meiner Lieblingsstadt Bangkok lebe, den Zauber von ganz Thailand in meinem Herzen!

>>> Hier geht’s zum Original-Bericht